30er Jahre Mode: Eine Zeit der Umbrüche in der Modewelt

Posted on
30er Jahre Mode

Damit man sich die Mode in dieser Dekade überhaupt erklären kann, muss man sich erst einmal mit politischen und gesellschaftlichen Faktoren auseinandersetzen. Die 30er standen in dieser Hinsicht nämlich unter keinem guten Stern. Nach dem Börsencrash von 1929 herrschte bei den meisten Menschen Armut und die Arbeitslosigkeit stieg immer weiter. Doch die Weltwirtschaftskrise löste auch politisch Probleme aus: als Zeichen der allgemeinen Unzufriedenheit der Bevölkerung kam Adolf Hitler 1933 an die Macht.

Ging es den Menschen in den 20ern noch sehr gut, änderte sich das nun schlagartig. Der 2. Weltkrieg beeinflusste die damalige Mode zwangsläufig ebenso stark wie die vorherrschenden Kunstrichtungen des Art deco und Kubismus, sowie Hollywoods Filmindustrie. Als Flucht vor dem harten Alltag strömten die Massen in die Kinos, was dazu führte, dass Schauspielikonen und Kostümbildner dem Kleidungsstil ebenfalls ihren Stempel aufdrückten.

30er Jahre Mode: Der Wandel

Alles in diesem Jahrzehnt stand im Zeichen des Wandels. Allgemein kann man sagen, dass die Kleidung sich vom androgynen, wilden und unabhängigen “Flappergirl” zurück zur eleganten Dame mit Stil entwickelte. Statt die Figur mit geraden Schnitten zu verhüllen, wurden Kurven nun wieder betont und die Haare in langen Wellen, statt kurz getragen. Mit Fortschreiten des Krieges wurde die Kleidung oftmals eigenhändig ausgebessert oder gleich ganz selbst geschneidert, weil das Geld knapp war und auch die Fabriken vornehmlich andere Güter produzierten.

Trotz der Armut sehnte man sich in der Mode nach Luxus, was an den Schnitten und Materialien erkennbar war. Designerinnen wie Elsa Schiaparelli und Coco Chanel waren extrem beliebt und namhafte Stars wie Marlene Dietrich, Greta Garbo und Wallis Simpson stehen einem heute noch vor Augen, wenn man an die 30er denkt.

Die Mode der Frau in den 30ern

Die Garderobe einer Dame entstand neu in diesem Jahrzehnt. Die Röcke reichten wieder bis zur Wade, Abendkleider sogar bis zum Boden, Ausschnitte waren nicht mehr so tief und häufig durch Spitze kaschiert, Puffärmel und Volants, sowie eleganter Faltenwurf zogen die Blicke an. Auch die hohen Empire-Taillierungen wurden in der Abendmode wieder modern und es wurde mit weichen Stoffen, wie Seide oder Tüll geschneidert. Zu teuer durfte die Kleidung auch nicht sein, v. a. weil viele Frauen sich bis zu fünf Mal am Tag umzogen.

Das Kostüm

Kostüme waren wieder populär. Besonders gern wurden rund geschnittene Bolerojacken entweder mit einer Marlene-Hose oder mit dem sog. Godet-Rock (glockenartig fallender Rock) kombiniert. Schulterpolster und Puffärmel sollten eine Dreiecksform kreieren und die Taille schlanker aussehen lassen. Dazu wurden auch Mieder aus Lastex eingesetzt.

Lingerie

Endlich kamen auch die Standardgrößen-BHs auf. Die weibliche Brust sollte sowohl betont, als auch elegant “verpackt” sein. In diesem Bereich wurden die Variationen nach und nach immer zahlreicher, da man die Unterwäsche auch zu schulterfreien Kleidern oder tiefen Rückenausschnitten tragen können musste. Auch laszive Strümpfe, sowie Morgenröcke kamen auf. In letzteren war Frau sogar für das Früstück elegant gekleidet.

Freizeitkleidung

Der einzige Bereich, in dem Damenhosen akzeptiert waren! Hier sollte die Garderobe nicht nur gut aussehen, sondern auch bequem und praktisch sein. Segelanzüge, Streifenshirts aus Jersey und Strickjacken knitterten nicht und schränken die Bewegungsfreiheit nicht ein. Die Modeerscheinung, die das NS-Regime jedoch am meisten störte, war die internationale Beliebtheit der Tracht. Dirndl und Lederhosen wurden gerade für Reisen aufs Land oft getragen und repräsentierten nicht, wie von den Nazis gewünscht, den Nationalstolz der Deutschen. Propagandaaktionen um dem entgegenzuwirken, zeigten allerdings auch kaum Wirkung.

vintage mode
conrado/shutterstock.com

Nachmittags- und Abendmode

Für Einladungen zum Tee oder andere Anlässe wurde das Prinzesskleid Trend. Figurbetont und mit elegantem Erscheinungsbild war es perfekt geeignet, um sich in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Abendkleider waren ebenfalls körperbetont und in der Regel bodenlang. Weil es als unschicklich galt, zu viel Brust zu zeigen, kamen tiefe Rückendekolletes zum Einsatz. Dazu wurden gern Capes aus Pelz oder Samt angezogen. V. a. helle Farben wie weiß, apricot, silber und hellblau waren hier vertreten. Seltener war schwarz und knallige Farben.

Farben und Muster

Beliebt waren geometrische und Blumenmuster, Karos, Streifen, Punkte und Tiermuster, wer es auffällig mochte. Farblich waren schwarz-weiß-Kontraste modern, genauso wie sämtliche Nuancen von blau, grau, rot, braun, gelb und grün.

Accessoires

Stolas waren allgegenwärtig, meist sogar aus Pelz. Ebenso verhielt es sich mit langen Perlenketten, auffälligen Gürteln, Hüten mit Federn und kleinen Handtaschen. Beim Makeup wurden die Augen mit viel Farbe und falschen Wimpern in Szene gesetzt. Typisch sind auch die extrem dünnen Augenbrauen, die viele Dame extra abrasierten, um sie in gewünschter Form aufzumalen. Die bevorzugte Haarfarbe in den 30ern war blond. Zudem wurde das Haar lang getragen und in kunstvolle Wellen gelegt, damit es das Gesicht schön umrahmte.

Schuhe

Bei den Schuhen wurde besonders viel experimentiert. Schnürschuhe passten zum maritimen Freizeitstil, während Pumps sowohl tagsüber als auch abends glänzten, zu vorgerückter Stunde allerdings in glänzendem Gold und Silber. Sandalen eigneten sich hervorragend im Sommer und im Laufe der Dekade kamen Keilabsätze, Plateauschuhe und der Peeptoe auf.

Die Mode des Mannes in den 30ern

In der Männermode waren die Veränderungen dieser Zeit deutlich weniger tiefgreifend als bei den Frauen. Das mag daran liegen, dass die Kleidung der Herren auch in den “Roaring Twenties” sehr klassisch und elegant geblieben war, sodass sie sich der neuen Strömung nicht allzu sehr anpassen mussten, um zum Erscheinungsbild ihrer Frauen zu passen. Auch in der Männermode waren breite Schultern und schmale Taillen Trend. Man(n) trug Anzüge, die alltagstauglich waren und in unauffälligen Farben gehalten. Dafür bestanden sie aus hochwertigen Materialien, wie z. B. Leinen oder Tweed. Mit einem gestreiften Modell lag man modisch genau richtig, genauso wie mit steigendem Revers und sog. Zweireihern.

Die Westen fielen dem zunehmend sportlich-lässigen Stil zum Opfer und wurden immer weniger gezeigt. Um die erwünschte Silhouette zu erzielen, kam die Kombination aus weiter Hose mit Mittelfalte und enger Jacke auf. An Accessoires waren besonders Zylinder und Filzhüte oft zu sehen und um im Winter nicht zu frieren, wärmte ein schwerer Tweedmantel, der sog. Ulster. Immer populärer wurde in der 30ern auch der Halbschuh und in der Freizeit waren Knickerbockerhosen und Sportjacketts geeignet.

  • Teilen